Live Music Now
Konzerte, die zu Menschen kommen
Live Music Now – Yehudi Menuhin (Gründer)
Wohl fast jeder Mensch kennt das berührende Gefühl, wenn er Musik erklingen hört oder sie erfühlt. Und den Unterschied zwischen Musik „aus der Konserve“ und Live-Musik. Beides ist schön. Beides hat seine Momente.
Ich liebe es abends beim Kaminfeuer, den Klängen der Jazzmusik zu lauschen. Oder die Playlist mit Electro-Chill-Music auszuwählen und mich beim Lesen zu entspannen. Soweit ich mal wieder durchs Haus putze, brauche ich ein bisschen mehr „Kick“ und wenn mich keiner sieht, tanze ich zu RnB vorm Spiegel, wenn mir danach ist. Großartig, dass mir die jeweilige Musik jederzeit zur Verfügung steht.
Und doch: Unwiederbringlich ist die Atmosphäre des Raumes, des Zusammenspiels zwischen Künstler und Publikum, die Akustik, Mimik, Gestik. Der einzelne Moment in der Livemusik mit seinen vielen, winzigen und riesigen Facetten ist schlicht nicht dauerhaft einzufangen oder wiederzugeben. Weißt du, was ich meine? Dabei frage ich mich, wie wird ein Künstler eigentlich zum Künstler? Durch Übung, schon klar. Doch ist es nicht ein Unterschied, ob man viele, viele Stunden in der Musikschule spielt oder vor Publikum auftritt?
Zwar spiele ich kein Instrument. Doch wage ich ein Gleichnis: Als Sportlerin weiß ich, dass ich viele Stunden trainieren kann (und muss), um die verschiedenen Bewegungsabläufe so zu verselbständigen, dass sie genauso automatisch abrufbar sind. Und dann kommt der Moment des Wettkampfs. Und mit ihm der psychische Druck. Was macht der Gegner, bin ich fit, wie geht es meinen Muskeln, kann ich alles abrufen, was ich gelernt und trainiert habe? Da gibt es Pfiffe aus dem Publikum – gelten die mir? Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Du brauchst eine große mentale Stabilität, Selbstvertrauen, die Fähigkeit, andere Dinge auszublenden oder „mit ihnen zu spielen“, dich auf bestimmte Elemente fokussieren zu können. Ich bin mir sicher, dass es bei Musikern auf dieselben Dinge ankommt. Bei Musikern ist es der Moment des Auftritts. Trotz allen Lampenfiebers, das mit Sicherheit seine Berechtigung hat und womöglich den Kick gibt, braucht es Routinen, auf die die Musiker stets zurückgreifen können. Auch die kann nur durch Übung erlangt werden. Diesen falls meine ich nicht die Übung in „sicherer“ Umgebung, sondern Übung der Auftrittssituation. Warum ich das so ausführlich darstelle? Gleich schließe ich den Kreis.
Ich habe mir nie sonderlich große Gedanken darüber gemacht, wie es eigentlich um die Menschen steht, die nicht (mehr) die Möglichkeit haben, in Konzerte zu gehen.
„Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude.“ Das waren die Worte des US-amerikanischen Musikers Yehudi Menuhin. Diese Einsicht war Grund für den Geigenvirtuosen im Jahr 1977, zusammen mit Ian Stoutzker, Live Music Now in England zu gründen. Die gemeinnützige Organisation hat das Ziel, jungen begabten Musikern zur Förderung ihrer künstlerischen und Persönlichkeitsentwicklung Auftritte vor Menschen zu ermöglichen, die keine Konzerte besuchen können. Eine Win-Win-Situation. Die Musiker bekommen „Auftrittspraxis“, das Publikum in den Genuss von live gespielter Musik. Und wer ist dieses Publikum? Menschen in Krankenhäusern, in Einrichtungen für Senioren, Kinder, Behinderte, in Justizvollzugsanstalten oder in anderen sozialen Institutionen.
In Deutschland gibt es die Organisation Live Music Now seit 1992, in Lübeck seit 2004. Und weil ich gerade bei Jahreszahlen bin. Die Stadtwerke Kiel, insbesondere der Vorstandsvorsitzende Frank Meier, fanden 2018 in dem Verein die Möglichkeit die Idee eines sozialen Projektes zu unterstützen und gleichzeitig in künstlerischer Hinsicht junge Talente zu fördern. Die eintrittsfreien Konzerte werden durch den Verein organisiert. Die Musiker erhalten vom Verein aus Spendengeldern finanzierten Stipendien für ihre Auftritte. Und nicht nur das. Mit „an Bord“ ist das „Nette-Kieler-Ehrenamtsbüro“, das Ehrenamtler akquiriert. Diese begleiten die Musiker vor Ort, unterstützen, regeln und helfen bei allem, was es so zu tun gibt.
„Wie werden die Musiker:innen ausgewählt?“ habe ich Herrn Meier gefragt. Die hochkarätige besetzte „Live Music Now“-Jury trifft für dieses Förderprogramm die Auswahl nach strengen Kriterien.
‚Was für Talente!‘, denke ich, als ich die Musiker spielen höre und sehe. Denn wie ich oben schon ausführte, die Freude, den Spaß, die Verzückung in den Augen der Musiker:innen bei ihrem Spiel und dem Klang ihrer Musik zu beobachten, ist mindestens ein genauso großer Genuss, wie die Musik selbst zu hören. „Die schönsten Momente,“ so Alexander Vergara Giménez (Konzertgitarre), „sind immer die, wenn das Publikum sich an den Klängen erfreut, mitsingt, mitklatscht – einfach mitmacht und Freude erhält.“
Live Music Now im Video
Antje
moinmoinkielAntje ist bei moinmoinkiel vor allem für Fotos und Text zuständig.
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